Sind die Modeschöpfer verrückt geworden? Auf den Laufstegen geht es manchmal zu wie beim Karnevalsumzug oder im Gruselkabinett. Hier sind die bizarrsten Kreationen - garantiert untragbar

Wer nicht mit Promis aufwarten kann, fällt durch spektakuläre oder provokante Showeinlagen und modische Extreme auf. In dieser Saison schlagen vor allem die Japaner über die Stränge: Das Modehaus Kai Kagami präsentierte in Mailand ein Kleid mit integriertem Beistelltisch, das die Trägerin zum dekorativen Wohnungsinventar degradiert. Junya Watanabe verunstaltete seine Models mit Kopfputz wie aus dem Gruselfilm: Stachelhelme und Kopfverbände aus Pappe und Frischhaltefolie. Auch der Franzose Jean-Paul Gaultier und die Briten John Galliano und Vivienne Westwood sind berühmt-berüchtigt für ihre extravaganten Auftritte auf der Modebühne.

Was später in den Boutiquen und Kaufhäusern hängt, hat nicht mehr viel mit den extravaganten Kreationen auf dem Laufsteg zu tun. Die besonders bizarren Entwürfe werden nie in Serie produziert. Für die Designer geht es bei den großen Fashion Shows in erster Linie um sehen und gesehen werden. Dort werden Tendenzen auf die Spitze getrieben und in ihrer extremsten Form dargestellt. In die Geschäfte kommt die gemäßigte, tragbare Ausführung der Kollektionen. Um die Aufmerksamkeit der Einkäufer, Kritiker und Medien zu erreichen, übertrumpfen sich die Designer gegenseitig. Manche umgeben sich mit Stars aus dem Showbusiness, die bei den Modenschauen in der ersten Reihe sitzen, andere schicken Stars als Models auf den Laufsteg. Umgekehrt machte es Kenneth Cole bei der New York Fashion Week im September: Für eine Video-Einspielung ließ der amerikanische Designer die Schauspielerin Whoopi Goldberg von der "Modepolizei" verhaften - wegen zahlreicher modischer Fehltritte.

Junya Watanabe (Foto: Reuters)
Auf den Laufstegen treibt die Mode manchmal bizarre Blüten - das zeigt sich gerade wieder in Paris. Die Designer verpacken ihre Models in unförmige Stoffberge oder in transparente Fummel, die dem Begriff "Bekleidung" spotten. Sie legen ihnen Brustpanzer aus Metall an und schnallen ihnen sperrige Gestelle um die Taille, obwohl Reifröcke schon seit über 100 Jahren aus dem Mode sind. Sie legen ihnen Gartenschläuche um den Hals, setzen ihnen Strohballen und Schafsköpfe auf. Kleider sitzen völlig schräg oder hängen in Fetzen herab. Auch die Farbkombinationen sind oft so schrill, als handele es sich um einen Karnevalsumzug und nicht um eine Modenschau. In der folgenden Fotoserie haben wir einige besonders verrückte Fundstücke zusammengetragen. "Wer soll das bloß tragen?", fragt man sich. Die Antwort ist verblüffend einfach: niemand.